Adventszeit: Wie nachhaltig sind Kerzen?
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Kerzen sind aus der Vorweihnachtszeit einfach nicht wegzudenken. Sie schaffen eine wohlig-warme Atmosphäre und bringen Licht in den dunklen Winter. Doch woraus bestehen Kerzen eigentlich und wie nachhaltig sind sie? Welche Lichter auf deinem Kranz brennen sollten, erfährst du hier.
Paraffin und Stearin – woraus bestehen Kerzen?
Der Rohstoff, aus dem Kerzen gemacht sind, ist in der Regel entweder Paraffin oder Stearin. Außerdem gibt es auch besonders hochwertige Kerzen aus reinem Bienenwachs. Oft werden diese verschiedenen Grundstoffe auch miteinander gemischt, um ihre jeweiligen Eigenschaften zu kombinieren.
Paraffin fällt als Nebenprodukt bei der Verarbeitung von Erdöl an. Stearin kann aus unterschiedlichen tierischen oder pflanzlichen Fetten gewonnen werden. In den meisten Fällen bestehen Stearinkerzen aus Palmöl, weitere mögliche Grundstoffe sind aber auch
Kokosöl
Sojaöl
Paraffin ist relativ günstig, so dass der Großteil der in Deutschland verkauften Kerzen aus diesem Rohstoff hergestellt ist. Stearinkerzen gelten jedoch als qualitativ hochwertiger. Ihr Vorteil besteht außerdem in einer längeren Brenndauer sowie höheren Stabilität. Außerdem rußen und tropfen sie weniger als Paraffinkerzen.
Bienenwachskerzen zeichnen sich ebenfalls durch eine lange Brenndauer sowie zudem eine besonders helle Flamme mit einem schönen Licht aus. Sie verbreiten einen natürlichen, angenehmen Duft.
Sind Kerzen nachhaltig?
Da Erdöl kein nachwachsender Rohstoff ist und der Abbau die Umwelt stark belastet, sind Paraffinkerzen nicht nachhaltig. Bei Kerzen aus Stearin kommt es sehr auf den zur Herstellung verwendeten Rohstoff und dessen genauen Ursprung an.
Es besteht somit dieselbe Problematik wie bei der Gewinnung von Tensiden zur Herstellung von Reinigungs- und Waschmitteln. Tatsächlich wird Stearin neben der Verwendung für Kerzen auch zur Produktion von Seifen eingesetzt.
Stearinkerzen aus Palmöl sind nicht uneingeschränkt nachhaltig, obwohl sie aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Denn für den Anbau von Ölpalmen und damit die Gewinnung von Palmöl werden in vielen Ländern Tropenwälder gerodet. Ähnlich verhält es sich mit Kokosöl.
Wird Stearin aus tierischen Fetten – meist aus Schlachtabfällen – für die Kerzenproduktion verwendet, sind die Kerzen zwar biologisch abbaubar, aber nicht vegan.
Alternativen bieten die Rohstoffe Kokos-, Soja- oder Rapsöl. Problematisch bei den beiden erstgenannten Fetten ist jedoch, dass sie meist importiert werden müssen. Die langen Transportwege tragen dann zu einer ungünstigen CO2-Bilanz bei. Aus diesem Grund kristallisiert sich Rapsöl als guter regionaler, nachhaltiger Rohstoff für Kerzen heraus. Allerdings sind Rapsölkerzen noch wenig verbreitet.
Duftkerze aus Rapsöl
nachfüllbar von everdrop
Duftkerze aus Rapsöl
Bienenwachskerzen sind ein reines Naturprodukt und gelten als sehr umweltfreundlich. Für jedes Gramm Wachs müssen die Bienen aber hart arbeiten – deshalb ist das kostbare Gut entsprechend knapp und teuer. Um den kompletten Haushalt zu bestücken, sind Bienenwachskerzen also eher ungeeignet und machen nur einen geringen Anteil der europäischen Kerzenproduktion aus.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Rohstoffe haben wir dir in dieser Übersicht zusammenfassend dargestellt:
Paraffinkerzen
+ günstig
- Erdölprodukt, kürzere Brenndauer, u.U. stärkeres Rußen und Tropfen
Stearinkerzen
+ Meist nachhaltiger, längere Brenndauer, Stabilität
- Problematischer Anbau der Basisfette, u.U. nicht vegan, teurer
Bienenwachskerzen
+ Naturprodukt, umweltfreundlich, lange Brenndauer, angenehmer Duft und Licht
- Knapp und kostbar, nicht vegan
Sind Kerzen gesundheitsschädlich?
Gesundheitsschädlich sind in Deutschland verkaufte Kerzen in der Regel nicht. Jedoch können insbesondere minderwertige Paraffinkerzen unter Umständen gesundheitlich bedenkliche oder allergene Stoffe abgeben. Die Verwendung von Lacken, Farben und Duftstoffen kann zu einer möglichen Belastung der Kerzen beitragen. Deshalb empfiehlt es sich, hochwertige Produkte zu wählen.
Das Abbrennverhalten einer Kerze ist im Allgemeinen ein guter Indikator für ihre Qualität. Rußen und starkes Flackern deuten auf ein minderwertiges Produkt hin. Übermäßiges Rußen kann aber auch durch Zugluft oder einen zu langen Docht hervorgerufen werden. Du kannst diesen daher, falls nötig, auf ca. 1 bis 2 cm kürzen.
Zu beachten ist grundsätzlich, dass das Abbrennen von Kerzen Sauerstoff aus der Raumluft verbraucht. Darunter kann also die Luftqualität leiden. Aus diesem Grund solltest du vor und besonders nach dem Genießen des Kerzenscheins gut lüften.
Beim Verbrennungsprozess entstehen außerdem Feinstaub und Stickoxide. Bei einer im Haushalt üblichen Menge von Kerzen ist dieser Aspekt aber aufgrund der beschränkten Brenndauer zu vernachlässigen.
Laut einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) können Kerzen auch Nickel oder Blei enthalten. Belastete Kerzen setzen die Metalle beim Abbrennen an die Luft frei, über die sie dann in den menschlichen Körper gelangen. Besonders auf Kinder kann Blei entwicklungs- und gesundheitsschädigende Auswirkungen haben; Nickel kann krebserzeugend sein.
Jedoch wird laut der European Candle Association (ECA) bereits seit Jahrzehnten kein Blei mehr in europäischen Kerzen verwendet. Bedenkliche Schadstoffkonzentrationen hat auch die Stiftung Warentest in keiner der von ihr untersuchten Kerzen gefunden. Zwar wurden teilweise geringe Gehalte von Nickel festgestellt, die jedoch meist deutlich unter dem Grenzwert von 0,5 Milligramm Nickel pro Kilogramm Kerze lagen.
Worauf du beim Kauf von Kerzen achten musst
Entscheidend für Nachhaltigkeit und Qualität einer Kerze ist vor allem der Rohstoff, aus dem sie gemacht ist. Doch eine generelle Kennzeichnungspflicht für Kerzen gibt es bisher nicht. Hersteller geben die Inhaltsstoffe meist dann explizit an, wenn es sich um besonders hochwertige Rohstoffe handelt.
Sind Kerzen als Stearinkerzen deklariert, müssen sie zu mindestens 90 Prozent aus diesem Rohmaterial bestehen. Bienenwachskerzen hingegen dürfen nur dann als solche bezeichnet werden, wenn sie ausschließlich aus dem natürlichen Wachs der Honigbiene gemacht sind.
Es gibt ein Gütezeichen, das einen Anhaltspunkt für die Kaufentscheidung bieten kann. Das „RAL-Gütezeichen Kerzen“ soll garantieren, dass Kerzen
nicht rauchen und rußen
gleichmäßig abbrennen ohne zu tropfen
einen gleichbleibenden Qualitätsstandard erfüllen
keine gesundheitsschädlichen Stoffe wie PAK (Polyzyclische aromatische Kohlenwasserstoffe), Schwefel oder Schwermetalle enthalten.
In Bezug auf Nachhaltigkeit solltest du insbesondere bei Teelichtern einen weiteren Aspekt berücksichtigen: Sie sollten ohne Aluhülle auskommen. Du kannst stattdessen hüllenlose Teelichter kaufen, die du in wiederverwendbare Teelichthalter aus (recyceltem) Glas einsetzt. Weitere Tipps zur Vermeidung von Aluminium im Haushalt findest auch in einem unserer Magazinartikel.
Auch sind Kerzen ein wesentlicher Bestandteil in der Vorweihnachtszeit. Wie du auch deinen Weihnachtsbaum nachhaltig gestalten kannst sowie Geschenke umweltfreundlich verpacken kannst, erfährst du hier.