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Klicken oder Bummeln: Die Öko-Bilanz von Online-Shopping vs. Einzelhandel

Eins ist klar: Je weniger Konsum, desto besser. Komplett ohne Shopping kommen allerdings die Wenigsten von uns aus und daher lautet die Gretchenfrage: Besser online oder in den Geschäften vor Ort einkaufen?

Intuitiv würden sicher viele sagen: Der Online-Handel ist schlecht für die Umwelt. Aber stimmt das wirklich? Eine Studie des Umweltbundesamtes wirft jetzt einen ganz neuen Blick auf diese Behauptung.

Online Shopping am Smartphone

Was spricht für den Online-Einkauf?

1. Kein Energieverbrauch in Geschäften

Der größte Faktor in einer positiveren Klimabilanz für den Onlinehandel ist der Energieverbrauch. Denn Ware, die in einem Geschäft aufbewahrt, ausgestellt und angepriesen wird, verbraucht anteilig eine viel größere Menge an Energie als Waren in einem Lager. Denn Geschäfte werden beleuchtet, belüftet, beheizt oder gekühlt und fressen damit einiges an Energie.


Besonders hochwertige und teure Ware erhält hier ebenfalls einen Aufschlag an Energieverbrauch, da sie in Geschäften beispielsweise mit besonders viel Licht inszeniert wird und dadurch noch mehr zum Energiefresser wird. So kommt zum Beispiel die Analyse zweier Unternehmensberatungen (Oliver Wyman und Logistics Advisory Experts GmbH) im April 2021 zum Schluss, dass die CO2-Bilanz eines stationär verkauften Produkts 2,3 mal höher sei als die eines online verkauften.

Kleidungsgeschäft von innen

2. CO2 Einsparung durch effizienten Transport

Ganz so einfach ist die Rechnung natürlich nicht. Denn der Transport der Produkte macht einen entscheidenden Unterschied in deren CO2-Bilanz aus. Fahre ich als Kund:in mit dem Fahrrad in die Stadt, um ein Produkt im Handel zu erwerben, ist dies viel umweltfreundlicher, als wenn ich mit dem Auto in die Stadt düse. 

Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass nicht wegen einem Produkt durch die Stadt gefahren wird. Denn Transportfahrzeuge und Postautos sind sehr gut ausgelastet in ihrer Beladung und planen Transportrouten möglichst effizient. Somit kann ganz allgemein das hier entstandene CO2 auf viele Produkte verteilt werden kann. Wichtig dabei ist, dass Größe und Gewicht eines Produktes darüber entscheiden, wie viel CO2 während ihres Transports ausgestoßen wird.

Postauto beladen mit Paketen

Auch durch immer mehr Elektrofahrzeuge, die bei beispielsweise der Post im Einsatz sind, werden Emissionen gespart. Lediglich die sogenannte “letzte Meile”, also die letzten Meter bis zur Haustüre, gilt es noch effizienter zu gestalten. Lasse ich Pakete beispielsweise an eine Packstation liefern, reduziert sich der CO2-Anteil noch einmal. Eine beispielhafte Rechnung zum Unterschied von Online- und Einzelhandel des Umweltbundesamtes zeigt:

“Eine Einkaufsfahrt von 5 km im eigenen PKW zum Beispiel erzeugt 600 bis 1.100 g CO2, während die Einkaufsfahrt mit dem Fahrrad 0 g CO2 emittiert. Für eine Lieferung per Onlinedienst fallen im Schnitt zwischen 200 g und 400 g CO2 an.”

Selbst hohe Retourenquoten können die CO2-Bilanz nicht entscheidend in die Höhe treiben, so eine vergleichende Betrachtung des Deutschen CleanTech Instituts. 

Anzumerken ist hier aber, dass ein großer Teil des allgemeinen CO2-Ausstoßes für Produkte im Einzelhandel davon abhängt, wie Kund:Innen in die Geschäfte gelangen, worauf die Geschäfte selbst keinen Einfluss haben. Darauf weist auch das Handelsblatt explizit hin.

Wo ist noch Luft nach oben beim Online-Einkauf?

Paketübergabe

Verpackung: Weniger ist mehr!

Ein großer Minuspunkt beim Onlineshopping ist die verwendete Verpackung: Unnötig große Verpackungen erhöhen nicht nur die CO2-Bilanz der Produktes, sondern auch den Müll, der im Zusammenhang mit diesem Produkt entsteht. Laut Umweltbundesamt ist hier ganz allgemein noch Luft nach oben. Seinen Berechnungen zufolge ließen sich 22-45% Verpackungen einsparen, sage und schreibe bis zu 370.000 Tonnen Verpackungsmüll. Hier darf der Onlinehandel also noch aufholen und seine Hausaufgaben machen, um hier umweltfreundlicher zu werden. 

Je effizienter die Produkte gestaltet sind – also je kleiner, leichter oder platzsparender sie sind – desto weniger Verpackungsmüll entsteht in ihrem Zusammenhang. Natürlich muss auch jede noch so kleine Verpackung produziert werden. Allerdings haben Paketverpackungen aus Papier oder Karton eine sehr gute Recyclingquote von bis zu 85%. 

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Wichtigstes Kriterium: Die Produkte selbst

Am wichtigsten bei der Betrachtung ist, wie das Produkt produziert wurde – egal, ob du es online oder vor Ort gekauft hast. Denn die Erhebung des Umweltbundesamtes zeigt, dass Dreiviertel der Treibhausgas-Emissionen über das Leben eines Produkts hinweg während seiner Entstehung anfallen. Hier gilt es also darauf zu achten, wo und unter welchen Umständen Produkte hergestellt werden und vor allem, was in ihnen steckt. Zudem solltest du möglichst langlebige Produkte kaufen. 

Auch wenn selbst erhöhte Retourenquoten keinen allzu negativen Einfluss auf die CO2-Bilanz eines Produktes haben, gilt es trotzdem, sich vor der Bestellung eines Produktes darüber bewusst zu werden, ob ich dieses Produkt wirklich brauche. Denn ein Produkt nicht zu kaufen, das ich vielleicht gar nicht unbedingt braucht, spart immer noch am meisten CO2 ein. 


Eine Frau wird im Kleidungsgeschäft beraten

Fazit: Online oder Offline - wo kaufe ich umweltfreundlicher ein?

Ganz genau lässt sich diese Frage nicht beantworten. Entscheidend für die Umweltfreundlichkeit sind auf jeden Fall die Langlebigkeit und die Produktion des Produktes. Es gilt also einen gesunden Mittelweg zu finden, bequem und CO2-sparend online Produkte zu kaufen und zeitgleich keine Innenstädte und Läden aussterben zu lassen.

Produkte, die man regelmäßig braucht und die schwer zu tragen sind, wie beispielsweise Waschmittel, lassen sich gut per Paketdienst liefern. Das ist auf jeden Fall besser, als mit dem eigenen Auto loszufahren.

Wer online bestellt, sollte auch nur das bestellen, was er oder sie auch wirklich behalten will. Zehn Winterjacken zur Auswahl nach Hause zu ordern sollte vermieden werden. Dafür dann lieber mit dem Fahrrad oder der Bahn in die Stadt fahren und alle Modelle durchprobieren.

Bewusster Konsum, fair und gut produzierte Produkte sind der Anfang zu einer besseren CO2-Bilanz unseres Einkaufsverhaltens. Mehr über nachhaltige Mode erfährst du hier.

Autorenprofil

Marina Danner
Marina Danner
Marina liebt Worte: Sie arbeitet als Texterin, Konzepterin und freie Traurednerin. Was sie bewegt? Die Liebe, unser Planet und zwischenmenschliche Beziehungen. Marina liebt die Natur, leckeres Essen und gute Gespräche.