Regional und saisonal einkaufen: Darum ist es besser für dich und die Umwelt
Inhaltsverzeichnis
- Regional einkaufen: Was bedeutet das genau?
- Das Regionalfenster: Hilfreich aber nicht immer eindeutig
- Warum ist regional einkaufen besser?
- So wird’s wirklich regional
- Tipps & Tricks für den regionalen Einkauf - buy local!
- Wie hoch ist die Umweltbelastung nicht regionaler Lebensmittel?
- Die Probleme mit nicht regionalem Obst & Gemüse
- Regional einkaufen: Das sind die Vorteile
Früher war der Winter eine harte Zeit, denn man war auf Vorräte angewiesen. Heute finden wir ganzjährig Obst und Gemüse im Supermarkt um die Ecke. Gewächshäuser und die Globalisierung haben es möglich gemacht, dass selbst leckere Tropenfrüchte wie Papayas oder Mangos ganzjährig gekauft werden können.
Leider ist jedoch der weite Transportweg dieser Lebensmittel ein echtes Problem, wenn man einen Blick auf die CO2-Bilanz wirft. So könnte man beispielsweise für ein Kilogramm Gemüse, das aus Übersee mit dem Schiff nach Deutschland kommt, 11 kg heimisches Obst und Gemüse mit dem gleichen CO2-Ausstoß transportieren. Bei einem Kilogramm Gemüse, das mit dem Flugzeug kommt, fällt die Bilanz noch drastischer aus. Ein Kilogramm auf dem Luftweg entspricht dem CO2-Ausstoß des Transports von 90 kg regionalem Gemüse. Regionales Einkaufen hat also einen positiven Effekt auf unser Klima. Das ist aber noch nicht alles. Warum regional und saisonal einkaufen gut für dich und den Planeten ist, das erfährst du in diesem Artikel.
Regional einkaufen: Was bedeutet das genau?
Ganz so einfach ist das mit der Definition leider nicht. Denn “regional” als Begriff bedeutet für jede:n etwas anderes. Für manch eine:n bedeutet regional einkaufen, nur das zu konsumieren, was aus Deutschland kommt. Für jemand anderen bedeutet es, dass Lebensmittel tatsächlich aus derselben Region, also dem Landkreis beispielsweise, kommen sollten. Auf vielen Produkten in den Supermärkten finden sich Bezeichnungen wie “von hier”, “aus der Region”, “aus regionaler Erzeugung”.
Das Problem ist aber, dass die Begriffe “Region” beziehungsweise “regional” nicht geschützt sind. Das heißt, es gibt keine klare Definition dafür, was als “regional” zählt. Häufig wird ein Produkt als regional vermarktet, weil ein Teil der Inhaltsstoffe aus der näheren Umgebung kommt oder ein Produktionsschritt dort durchgeführt wurde. Tatsächlich regional können aber nur Produkte sein, die vom Anbau bis zur fertigen Verarbeitung aus nächster Nähe kommen.
Das Regionalfenster: Hilfreich aber nicht immer eindeutig
Hilfe bei der Suche nach regionalen Produkten kann das sogenannte Regionalfenster geben. Das auffällige blau-weiße Siegel findet sich auf vielen Produkten. Die Verbraucherzentrale mahnt aber, dass die Aussage im Regionalfenster nicht immer so eindeutig sei. So werden häufig sogar mehrere Bundesländer zu einer “Region” zusammengefasst und auch der Anteil an regionalen Zutaten in einem fertigen Erzeugnis schwanken von Produkt zu Produkt. Mindestens muss der Anteil regionaler Zutaten 51% betragen. Für viele, die aber wirklich regional einkaufen möchten, ist das nicht genug. Aber worauf kann man sich dann verlassen?
Warum ist regional einkaufen besser?
Regionale Lebensmittel einzukaufen hilft der Umwelt. Die Transportwege sind kürzer und dadurch wird die Luft weniger verschmutzt und es entsteht wesentlich weniger Verpackungsmüll. Denn die Produkte müssen nicht extra sicher für einen langen Transportweg eingepackt werden. Lebensmittel komplett ohne Verpackung findet man häufig in Unverpacktläden.
Der Grundgedanke beim regionalen Einkaufen ist, die Wege zwischen den Verbraucher:innen und Erzeugenden so kurz wie möglich zu halten. Zudem tust du deiner Gesundheit mit regionalen Lebensmitteln etwas Gutes und unterstützt die Region. Durch regionales Einkaufen können nämlich Arbeitsplätze und Infrastruktur geschaffen oder aufrechterhalten werden.
So wird’s wirklich regional
Im Supermarkt ist es schwierig, eindeutig festzustellen, welche Lebensmittel aus der unmittelbaren Umgebung kommen. Da es aber eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel gibt, kann daraus zumindest schon mal abgelesen werden, ob ein Produkt aus Deutschland oder anderswo herkommt. Eine Gurke aus Deutschland, egal woher, ist in jedem Fall schon mal eine bessere Wahl als eine Gurke, die aus Spanien eingeflogen wurde. So richtig regional und auch mit dem genauen Wissen, woher Produkte kommen, wird es daher nur, wenn du auf dem Markt oder beim Bauern direkt einkaufst. Viele Bauern bieten sogenannte grüne Kisten an, die mit saisonalem Obst und Gemüse befüllt werden, die du dir dann nach Hause holen kannst.
Ähnlich funktioniert es, wenn du dich zum Beispiel an einer solidarischen Landwirtschaft beteiligst. Die Idee hierbei ist, dass Privatpersonen eine Landwirtschaft durch einen festgelegten monatlichen Betrag unterstützen und dann anteilig etwas von der Ernte abbekommen. Man trägt damit auch das Risiko, dass eine Ernte zum Beispiel schlecht ist oder ganz ausfällt. Das ist eben das Solidarprinzip. Dafür weiß man genau, woher die Lebensmittel kommen, kann sich vor Ort ein Bild machen und sogar mithelfen.
Tipps & Tricks für den regionalen Einkauf - buy local!
Wochenmarkt: der Himmel auf Erden für regionales Einkaufen. Hier findest du meist lokale und frische Produkte ganz aus der Nähe.
Bio Gemüse und Obst Kiste bestellen: Diese beinhalten Obst und Gemüse der Saison.
Lokale Lebensmittel im Supermarkt einkaufen: Auch einige Supermärkte führen regionale Produkte – man sollte wie gesagt nur hinterfragen, wofür “regional” genau steht.
Lokale Bauernhöfe: Bauernhöfe bieten auch häufig selbst angebaute Produkte an.
Wie hoch ist die Umweltbelastung nicht regionaler Lebensmittel?
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lebensmittelhandel stark verändert. Nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Fisch, Fleisch und andere Lebensmittel legen hunderte Kilometer zurück und werden um die halbe Welt transportiert. Die damit verbundenen Umweltkosten von Transporten werden “Food Miles” genannt. Diese berechnen die Menge des CO2 Ausstosses pro Kilometer und Tonne an Lebensmitteln, die ein Nahrungsmitteltransport verursacht.
Das Schiff belastet die Umwelt am wenigsten und hat demzufolge den niedrigsten CO2 Ausstoß, denn es stößt 15 bis 30 Gramm pro Tonne Lebensmittel und Kilometer aus. Bahn, PKW und Lastwagen folgen dem Schiff und haben einen etwas höheren CO2 Ausstoß. Im Gegensatz zu dem Schiff belastet das Flugzeug die Umwelt am meisten und hat den höchsten CO2 Ausstoß von 570 bis 1580 Gramm pro Tonne Lebensmittel und Kilometer. Neben den durch den Transportweg entstehenden CO2-Ausstößen sind auch CO2 Belastungen durch die Produktion, Lagerung und Verarbeitung zu berücksichtigen. Auch diese weiteren Ausstöße tragen zur CO2-Gesamtbilanz eines Produktes bei.
Die Probleme mit nicht regionalem Obst & Gemüse
Zum einen ist bei nicht regionalen Lebensmittel natürlich der Transportweg ein Problem. Weite Strecken mit dem Schiff oder dem Flugzeug stoßen eine Menge CO2 aus. Aber auch der Einsatz von Pestiziden und Chemikalien ist in anderen Ländern häufig problematisch. Ein weiterer negativer Aspekt ist die mögliche Ausbeutung von Arbeiter:innen durch ungerechte oder fehlende Bezahlung und unwürdige Arbeitsbedingungen.
Besonders Anbauregionen wie Almería in Spanien, in denen viel zu exzessiver Anbau von Obst und Gemüse betrieben wird, stehen deshalb im Verruf. Die riesigen Gewächshaus-Flächen, die es dort gibt, kann man sogar auf Satellitenaufnahmen erkennen. Hier gibt es immer wieder Probleme mit dem Einsatz von unsachgemäßen Düngemitteln und mit der Ausbeutung von Arbeiter:innen. Außerdem gibt es durch häufiger nachgefragtes Obst und Gemüse zu viel monokulturellen Anbau. Dabei werden in Regionen und auf Feldern nur dieselben Früchte oder dasselbe Gemüse angebaut, was nicht gut für die Umwelt und die Tiere ist.
Regional einkaufen: Das sind die Vorteile
#1 Der Geschmack
Wenn ein Obst vollständig ausreifen kann und erst dann geerntet wird, hat es natürlich einen ganz anderen Geschmack und ein ganz anderes Aroma, als Obst oder Gemüse, das halbreif geerntet und dann mit dem Schiff oder Flugzeug transportiert wird.
Ein Apfel frisch vom Baum schmeckt viel fruchtiger, süßer und saftiger, als einer, der eine halbe Weltreise hinter sich hat.
#2 Die Gesundheit
Vollständig ausgereiftes Obst und Gemüse enthält mehr Nährstoffe und Vitamine als von weit her transportierte Lebensmittel, die weniger frisch und weniger reif sind. Vor allem mehr sekundäre Pflanzenstoffe stecken in vollständig ausgereiftem Obst oder Gemüse und das ist sehr gesund.
#3 Die Region wird unterstützt
Mit deinem regionalen Einkauf unterstützt du Erzeuger:innen vor Ort. Es werden Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten und auch die Infrastruktur im ländlichen Raum bleibt bestehen oder wird im Idealfall zusätzlich ausgebaut.
#4 Nachhaltiger einkaufen in der Region
Natürlich ist das regionale Einkaufen auch nachhaltiger. Auch wenn “nachhaltig” ein sehr schwammiger und inflationär gebrauchter Begriff ist. Aber es treffen doch viele Faktoren zu, die darauf schließen lassen, dass regionales Einkaufen wirklich nachhaltig ist. Von eingesparten Kilometern über weniger Verpackungsmüll bis zur Unterstützung regionaler Erzeuger:innen.
In unserem Magazinartikel "Klicken oder Bummeln" erfährst du übrigens noch mehr zu dem Thema. Wir haben dort die Ökobilanz von Online Shopping und Einzelhandel für dich verglichen.
#5 Geld Ersparnis
Dir ist bestimmt auch schon mal aufgefallen, dass Erdbeeren in ihrer Saisonzeit in Deutschland viel günstiger sind als sonst. Im Vergleich dazu sind Erdbeeren im Winter, die aus Spanien oder Südamerika kommen, wesentlich teurer. Also kann man sich mit regionalen und saisonalen Produkten im Idealfall auch noch eine Menge Geld sparen.
#6 Mehr Abwechslung auf dem Teller
Wer auf regionale Produkte zurückgreift, wird früher oder später auch mit Obst oder Gemüse in Berührung kommen, das er oder sie ansonsten nicht kaufen würde. Wenn zum Beispiel Rettich gerade Saison hat oder es diverse regionale Kohlarten gibt. Damit kann man neue Lebensmittel und Rezepte kennen und lieben lernen.
Die Gretchenfrage: Darf ich jetzt nie wieder exotische Früchte essen?
Doch natürlich! Wie bei allen Themen rund um das Thema Nachhaltigkeit geht es auch hier in erster Linie darum, dass niemand perfekt sein soll. Ein bewusster Umgang ist der wichtigste und erste Schritt. Good News zum Thema exotische Früchte: In Deutschland gibt es bereits viele “Tropenhäuser”, die vor Ort in Deutschland exotische Früchte wie Ananas oder Papayas anbauen. So geht exotisch einkaufen auch regional.
Also: Probiere ruhig öfter mal unbekanntes regionales Obst und Gemüse aus und tue damit dir und der Umwelt etwas Gutes.
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